Letzte Aktualisierung: 01.11.2024.
Könnte doch alles ganz easy sein: In Deutschland ansässige Broker dürfen für die Übertragung von Wertpapieren keine Gebühren verlangen. Über das sog. „Taxbox-Verfahren“ übermittelt das abgebende Institut zusätzlich noch die Anschaffungskosten und, bei Fonds, eventuelle Vorabpauschalen an das Empfängerinstitut, und alles ist gut. Soweit die Theorie. In der Praxis gibt es jedoch immer wieder Probleme. Oft wäre es daher besser, man verkauft seine Bestände einfach. Vor allem, wenn auch Auslandsbanken im Spiel sind. Dann stimmen zumindest die steuerlichen Daten. Nachfolgend berichte ich über meine ganz persönlichen Erfahrungen.
Eigentlich könnte man ja auf Depot- bzw. Positionsüberträge auch verzichten. Dann würde man sich eine ganze Menge Ärger ersparen. Dass man es trotzdem macht, dafür gibt es natürlich eine Vielzahl von Gründen …
Beweggründe für Positionstransfers
- Wird eine schon länger im Depot befindliche Position veräußert, ist ein resultierender Wertpapiergewinn abgeltungsteuerpflichtig. Wurde das Wertpapier bereits vor der Einführung der Abgeltungsteuer zum 01.01.2009 gekauft, wäre der Verkauf zwar steuerfrei, dafür ginge aber die Steuerfreiheit für die Zukunft verloren.
- Je nach Institut ist es mehr oder weniger schwierig bzw. teuer, sich zu viel gezahlte ausländische Quellensteuer zurückzuholen (zu lassen).
- Manche Titel sind bei einem Auslandsbroker besser aufgehoben, da eine Reklassifizierung von (US-)Dividenden im Folgejahr des Erhalts dort nicht zu einem Wust von Storni und Neuabrechnungen führt (Stichwort: ROC).
- Manche Broker, etwa DEGIRO, „vergessen“ gerne einmal die Reklassifizierung von (US-)Dividenden, bzw. überweisen einem die zu viel gezahlte US-Quellensteuer erst sehr spät (d.h. erst nach Abgabe der eigenen Steuererklärung) oder gar nicht.
- Wer mit den Einschränkungen von MiFID II bei der Auswahl der Wertpapiere hadert, kann Positionen bei einem Auslandsbroker wie etwas Swissquote erwerben und sich diese danach einfach auf ein deutsches Depot transferieren. Denn: verkaufen darf man solche Positionen auch bei einem Broker, der MiFID II umsetzen muss 🙂
- Gerne profitiert man natürlich auch von den günstigen Transaktionskosten der Neobroker im Vergleich zu Online-Brokern wie comdirect, Consors oder ING, oder den „klassichen“ Filialbanken.
- Getreu dem Motto: „nicht alle Eier in einem Nest“ macht es aus Risikoerwägungen Sinn, seine Bestände auf mehrere Broker zu verteilen.
- Schließlich kann es natürlich sein, dass man mit seinem bisherigen Anbieter schlichtweg nicht mehr zufrieden ist …
- … und nicht zu vergessen: das Thema Wechselprämie „einheimsen“ …
Bestimmt habe ich jetzt noch einige Beweggründe vergessen. Jetzt aber zu meinen eigenen aktuellen Erfahrungen!
onvista bank zu comdirect (01/2024)
Wie schade, dass es die onvista bank absehbar nicht mehr geben wird! Das User Interface war zwar mittlerweile … sagen wir, eher gewöhnungsbedürftig, aber dafür war die onvista bank im Vergleich zur Unternehmensmutter comdirect eher günstig, die PDF-Abrechnungen ein Traum, und auch die Fremdwährungskurse viel besser als bei der holden Mutter.
Hilft aber alles nichts: der Letzte schließt die Tür ab, und der wollte ich nicht sein.
Im Aktionszeitraum bis Ende Januar 2024 wurde der Depotübertrag zur comdirect mit einem besonders hohen Wechselprämie von bis zu 1.000 EUR beworben, und da wollte ich natürlich gerne mit dabei sein. Wohl wissend, dass eine solche Prämie zu versteuern ist.
Beauftragt werden musste mit einem Papierformular der comdirect, aber immerhin per E-Mail. Zehn Tage später meldete sich die onvista bank: sie war der Meinung, dass „meine Unterschrift abweicht“. Eine neue Unterschriftsprobe sowie eine Kopie von Vorder- und Rückseite meines Personalausweises sollte ich der onvista bank postalisch (!) zusenden.
Knapp drei Wochen waren nun insgesamt vergangen, und mein Depot war vollständig übertragen.
Allerdings, zwar dürfen in Deutschland ansässige Broker für die Übertragung von Wertpapieren keine Gebühren verlangen. Wohl aber dürfen Gebühren von Dritten weitergegeben werden, also z.B. die Spesen der Verwahrstelle (Clearstream). Die meisten Banken schließen das zwar aus, nicht aber die comdirect. Dies sind immerhin 2,38 EUR pro Position. Wie schön, dass man die Belege dazu, wir reden vom Jahr 2024, postalisch in einem dicken Briefumschlag zugesendet bekommt …
So weit, so gut, ich will nicht klagen, aber ich hätte auch gedacht, das geht schneller: Immerhin war der ganze Vorgang ja konzernintern …
Ach ja, da war doch noch was, die Wechselprämie!
„Die Auszahlung der Geldprämien an den prämienberechtigten Kunden erfolgt spätestens bis zum 12.09.2024“
Nix da! Keinerlei Information. Auf Nachfrage hieß es dann Mitte September:
„Wir bitten daher um Verständnis, dass wir vorab keine Aussage zum Erhalt der Prämie treffen können. Sofern Sie prämienberechtigt sind, erhalten Sie hierüber im Laufe des Septembers 2024 eine Mitteilung in Ihre PostBox.“
Am 8. Oktober dann, nach erneuter Nachfrage am 2. Oktober, endlich eine, allerdings ernüchternde, Rückmeldung der comdirect. Irgendein Passus verhindert ja gefühlt immer, dass man die Prämie dann auch wirklich bekommt: bei mir war das Problem, dass ich, allerdings für meine Investmentfonds, einen Vermittler zwischengeschaltet habe, Zitat comdirect:
„Ebenfalls ausgeschlossen von der Aktion sind Kunden, deren Depots während des zuvor genannten Zeitraumes – wenn auch nur zeitweise – von einem Finanzdienstleister betreut werden, …“
Die vom Depottransfer betroffenen Aktien und ETFs haben ja mit dem Vermittler eigentlich nichts zu tun, aber es hilft nichts, liebe comdirect, dann muss ich eben weiterziehen …
comdirect zu Trade Republic (09/2024)
Inlandsbroker zu Inlandsbroker. Da sollte doch alles glattgehen, oder?
Immerhin, im Unterschied etwa zum Konkurrenten JustTrade bietet der Neobroker Trade Republic einen Depotübertrag zum eigenen Institut an. Möchte man einen Depot- oder Positionsübertrag anstoßen, offeriert Trade Republic hierfür allerdings lediglich ein Papierformular. Schaut man sich dagegen bei der comdirect um, findet man dort zur Beauftragung eines Übertrags einen Menüpunkt, über den man direkt auf seine Bestandspositionen zugreifen kann. Eben ein richtiger „Depotwechsel-Service“. Im Vergleich Luxus pur! Und natürlich weniger fehleranfällig, so dass ich den „externen Depotübertrag“ über die comdirect beauftragt habe.
Und, Überraschung, bereits zwei Werktage später trudelten bei Trade Republic die entsprechenden Belege für die Positionsüberträge ein, und spätestens nach drei Werktagen lagen mir auch alle Ein-/Ausbuchungsbestätigungen der comdirect vor. Flotte Kiste!
Was die Verlusttöpfe angeht: diese lassen sich auf dem PDF-Formular der Trade Republic einzeln auswählen bzw. durchstreichen, aber natürlich nur bei einem Gesamtübertrag. Gleiches gilt auch für den Online-Dialog der comdirect, bei dem der Übertrag jedes Verlustverrechnungssaldos einzeln angekreuzt werden kann.
Fünf Werktage später wurde mein Girokonto schließlich mit den angefallenen Spesen der Verwahrstelle, Clearstream, belastet, die bekannten 2,38 Euro pro Position, siehe oben.
Was bei jedem Übertrag klar sein sollte: es können nur die Papiere übertragen werden, die bei dem Empfängerinstitut auch handelbar sind. Bei Trade Republic also eher die gängigen Aktien und ETFs. Aktiv gemanagte Investmentfonds gehören derzeit ebenfalls nicht zum Anlageuniversum von Trade Republic!
Die abschließende Frage bei einem erfolgten Transfer sollte immer sein, ob denn auch die Anschaffungskosten richtig übertragen wurden. Trade Republic zeigt hierzu den „Buy In“-Preis an, den durchschnittlichen Einstandskurs inkl. Transaktionsgebühren. Anfangs stand dieser, steuerlich wäre das natürlich ungünstig, noch bei 0,00 EUR, wurde dann aber kurze Zeit später auf den richtigen Wert aktualisiert. Dass die Anschaffungskosten in einem separaten Prozess übertragen werden, und dies ein paar Tage länger dauert, wird eigentlich bei allen deutschen Depotbanken so kommuniziert.
Hier ist die comdirect insofern vorbildlich, als dass sich auf den Ein-/Ausbuchungsbestätigungen jeweils die sog. „Taxbox-ID“ befindet. Falls das Empfängerinstitut also die Anschaffungskosten partout nicht einbuchen wollen, sollte man sie unter Nennung eben selbiger ID noch einmal daran erinnern.
Mein Fazit also zum Depotübertrag von der comdirect zu Trade Republic: Schnell und reibungs-, aber leider nicht kostenlos!
DEGIRO zu CapTrader (10/2024)
Auslandsbroker zu Auslandsbroker. Hmm, insofern ein einfacher Fall, dass hier die Anschaffungskosten somit keine Rolle spielen, oder?
Darum hier also die Warnung, sofern es stattdessen von DEGIRO zu einem Inlandsbroker geht: Einstandskurse und Verlusttöpfe werden nicht mit übertragen!
Nun, damit liegt die Verantwortung für die Besteuerung späterer Verkäufe alleine beim Anleger. Erste Bürgerpflicht ist es da, die bereits angesammelten Belege (insbesondere zu Käufen, Teilverkäufen und Corporate Actions) weiter aufzubewahren. Denn, ohne Belege droht im schlimmsten Fall bei einem späteren Verkauf… die Pauschalversteuerung.
Den Depotübertrag habe ich zuerst bei CapTrader angestoßen. Nach Art des Hauses wählt man im Client-Portal zuerst „Überweisen & Transferieren“, dann „Positionen übertragen“, „Eingehend“, und schließlich „Basic FOP (Free of Payment)“. Die zu übertragenden Wertpapiere können per ISIN, Symbol oder CUSIP (sozusagen die US-ISIN) ausgewählt werden. Ganz nebenbei weiß man so auch, ob es Papiere gibt, die bei CapTrader resp. Interactive Brokers gar nicht verfügbar sind. Am Ende erhält man ein „Kundenkontoübertragung – Bevollmächtigungsschreiben“, welches man nun ausdruckt, unterschreibt, scannt und der Gegenparteil, hier also DEGIRO (uebertrag@degiro.de), zumailt.
Das wäre es dann, dachte ich. Stattdessen erhielt ich einen Werktag später eine E-Mail von DEGIRO, Zitat:
„…schade, dass Sie Wertpapiere übertragen möchten.
Gerne möchten wir erfahren, was die Gründe hierfür sind. Schreiben Sie uns einfach oder rufen Sie uns an. Wir freuen uns auf Sie!
Ihren Auftrag können wir in der aktuellen Form nicht bearbeiten. Nachfolgend informieren wir Sie über die Möglichkeiten …“
Oha, ich dachte schon, da werden mir eventuell Steine in den Weg gelegt? An die E-Mail angehängt liefert DEGIRO jedoch ein eigenes „Wertpapierübertragsformular“ im PDF-Format, das per Computer oder Mobilgerät elektronisch oder auch „zu Fuß“ auszufüllen sei. Bei mir ging es nur „zu Fuß“ – vielleicht hätte ich’s ja mit dem Adobe Acrobat Reader probieren sollen?
Kleine Schwierigkeit beim Ausfüllen: für jede Position ist auch der Börsenplatz mit anzugeben. Na gut, aber könnte da DEGIRO nicht selbst im Bestand des Kunden nachsehen? Dieses Vorgehen ist nun insofern nachvollziehbar, als dass man bei DEGIRO pro Börsenplatz am Jahresanfang 2,50 EUR zahlt (siehe unter Verwendungszweck „Einrichtung Handelsmodalitäten“). Damit es keine Lagerstellenprobleme gibt, sollten die Börsenplätze bei beiden Depotbanken idealerweise identisch sein.
Habe ich auch alle Angaben zu den beiden Brokern, CapTrader und DEGIRO korrekt ausgefüllt? Dann wieder ab per E-Mail zurück zu DEGIRO.
Ein paar Tage später findet sich in der Kontoübersicht bei DEGIRO, seltsamerweise, zu jedem übertragenen Wertpapier eine Kauf- und eine Verkaufsbuchung zu je 0 USD. Noch ein paar Tage später zusätzlich jeweils ein „Ausgehender Übertrag“.
Das war’s dann wohl, denn mittlerweile befanden sich die Papiere bei CapTrader im Bestand. Schön, dass der Positionstransfer besser ablief als im Disclaimer von DEGIRO aufgeführt:
„Überträge beanspruchen in der Regel 4-6 Wochen ab dem Zeitpunkt, an dem wir sie einleiten. Dies hängt von vielen internen und externen Faktoren ab. Wir können keine Garantien für die tatsächliche Bearbeitungszeit geben.“
Mit der BaFin kompatibel wäre eine solch lange Bearbeitungszeit jedenfalls nicht: das Wertpapierhandelsgesetz verpflichtet die Institute, Kundenaufträge unverzüglich auszuführen oder an Dritte weiterzuleiten. Diese Vorgabe gilt auch für Depotüberträge, die grundsätzlich nicht länger als drei Wochen dauern sollten.
Wie auch immer, nach ein paar Tagen erhält man von CapTrader noch eine Nachricht, dass bei den übertragenen Positionen die „Cost Basis“ fehlt. Nett, dass man darauf hingewiesen wird, denn, in der Tat, diese wurden/werden ja vom Auslandsbroker DEGIRO nicht ermittelt. Tatsächlich darf man als Nicht-US-Kunde von Interactive Brokers resp. CapTrader die Cost Basis selbst ändern, und zwar unter „Performance & Berichte“, „Steuerdokumente“. Rechts unten findet sich der Bereich „Kostenbasis“. Die Details dazu findet Ihr hier. Ändert man nichts, wird übrigens einfach das Datum des Transfers als Kaufdatum genutzt, und der Schlusskurs dieses Tages als Cost Basis.
Letztlich ist es natürlich egal, ob man die Cost Basis bei einem Auslandsbroker überhaupt pflegt. Versteuern muss man ja eh selbst. Allerdings, für den eigenen Überblick, und für die Nutzung des Reportings von Interactive Brokers & Co. ist es auf jeden Fall sinnvoll, die Werte zu pflegen. Auch für eventuelle Rückfragen zu dem im Reporting ausgewiesenen Werten.
Mein Fazit somit zu diesem Positionsübertrag von DEGIRO zu CapTrader: In einer knappen Woche alles erledigt – wiederum sehr schnell und reibungslos!
TradeStation zu CapTrader (10/2024)
Noch einmal zwei Auslandsbroker: von einem US-Broker zu einem in Irland ansässigen Broker.
Ich hatte bereits schon vor ein paar Jahren versucht, einzelne Positionen von TradeStation zu übertragen, damals jedoch ohne Erfolg. Der Grund für den Wunsch war, dass TradeStation bei US-Papieren bei den Dividenden weder Return Of Capital ausweist, noch dass der Broker deshalb im Steuer-Folgejahr zu viel gezahlte US-Quellensteuer zurücküberweist. Trotzdem macht ein Depot bei TradeStation aus meiner Sicht grundsätzlich immer noch Sinn, etwa wenn man MiFID II durch die Wahl eines Nicht-EU-Brokers umgehen möchte, oder ETNs (Exchange Traded Notes) handeln will. Im Interactive Brokers-Universum sind diese Papiere überhaupt nicht mehr handelbar – egal ob mit oder ohne MiFID II-Einschränkungen, also egal ob man als Retail- oder als Professionel Client eingestuft ist.
So ganz verstanden hatte ich den Grund für das Scheitern des Übertrags damals jedenfalls nicht. Jetzt dachte ich, ich probiere es einfach noch einmal.
Schaut man bei CapTrader bzw. Interactive Brokers nach den verschiedenen Möglichkeiten eines Übertrags, wird man von diesen förmlich erschlagen:
- ACATS, DTC Transfer, Basic FOP, …
Bei meinem gescheiterten Versuch hatte ich seinerzeit „DTC share delivery/FOP“ gewählt. FOP (Free of Payment) heißt übrigens nicht, dass der Transfer kostenfrei erfolgt (obwohl er dies wohl meistens ist, wenn er denn seitens der beiden Broker-Parteien akzeptiert wird), sondern dass keine „Funds“ (Geldtöpfe, Guthaben) mit übertragen werden. FOP wird eher für Transfers außerhalb der USA angewandt, ACATS (Automated Customer Account Transfer Service) für Transfers innerhalb.
Dieses Mal habe ich mich jedenfalls für ACATS entschieden. Und, siehe da, die Papiere waren bereits einen (!) Tag später bei CapTrader angekommen!!
Kleiner Haken, und wahrscheinlich der Grund für die Schnelligkeit: TradeStation hat eben mal 150,- USD Gebühr dafür verlangt. Lohnt also wirklich nur, wenn man mehrere, größere Positionen übertragen will. Der reguläre Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers kostet ja nur 5,- USD.
Und: wie immer bei Überträgen aus dem Ausland wird keine „Cost Basis“ übermittelt. Also sollte man seine Kaufbelege wieder herauskramen und die Cost Basis selbst eintragen. Es gilt das weiter oben geschriebene.
Mein Fazit somit zu diesem Positionsübertrag von TradeStation zu CapTrader: Super schnell – und teuer!
comdirect zu finanzen.net zero (10/2024)
Wieder Inlandsbroker zu Inlandsbroker. Noch ein einfacher Fall?!
Schaut man sich die Kundenerfahrungen im Internet zum Thema Depotübertrag und Baader Bank an, sind da zumindest Zweifel angebracht. Zumindest, wenn es Positionen sind, die von der Baader Bank weg sollen. Selbst die BaFin war schon involviert, wie z.B. im Mai 2024 u.a. in der Branchen-Postille FondsProfessionell zu lesen war.
Jedenfalls haben wir es hier mit zwei Instituten zu tun, die einem den Depotübertrag leicht machen wollen. Zumindest, wenn man sich die zugehörigen Online-Funktionalitäten ansieht. Bei der comdirect kann man, wie bereits beschrieben, für den externen Depotübertrag direkt auf den eigenen Bestand zugreifen. Im finanzen.net zero Account findet sich ebenfalls ein Menüpunkt „Depotübertrag“. „Der Depotwechsel-Service von finanzen.net zero – Wertpapiere ganz einfach online zu finanzen.net zero übertragen“ ist dort zu lesen. Auch die bereits beauftragten Überträge werden mir samt Status angezeigt. Kleine Einschränkung: nur die Überträge zu finanzen.net zero – nicht etwa ausgehende Depotüberträge (!).
Starte ich jetzt einen neuen Depotübertrag, kann ich sogar auf die Bestände bei der externen Bank, hier also der comdirect, zugreifen. Natürlich nur, so man denn die betreffenden Zugangsdaten dort auch eingeben möchte.
Unterschrieben wird am Ende elektronisch über das eigene Smartphone, etwa mit dem Zeigefinger. Kleiner Tipp: Smartphone in den Landscape-Modus drehen, dann steht hierfür mehr Platz zur Verfügung. Ich habe schon von einigen abgelehnten Überträgen gehört, weil das mühselige Gekrakel zu wenig Ähnlichkeit mit der vorliegenden Unterschrift hatte….
Natürlich können nur Aktien, ETFs und Fonds übertragen werden, die auch bei finanzen.net zero handelbar sind.
Hat man den Depotübertrag beauftragt, bekommt man noch eine nette E-Mail von finanzen.net zero zur Bestätigung, in der auch noch einmal die Abläufe im Detail erläutert werden.
Unter dem Menüpunkt „Depotübertrag“ steht als Status jetzt „Versendet“.
Bei mir hat es letztlich knapp zwei Wochen gedauert, bis die Papiere samt allen Dokumenten verfügbar waren, immer noch eine sehr annehmbare Zeitspanne!
Allerdings gab es nach ca. einer Woche einen dicken Fauxpas: finanzen.net zero, bzw. die Baader Bank, hatte das gesamte Kontoguthaben des abgebenden Instituts, also in diesem Fall der comdirect, abgezogen. Im Detail: erst wurde das Guthaben des Tagesgeldkontos (!) auf das Girokonto überwiesen, und dann wurde der Gesamtbetrag des Girokontos auf das Verrechnungskonto von finanzen.net zero eingezogen. Und das, obwohl ich „Ich möchte mein Guthaben auf mein Konto überweisen“ explizit nicht angekreuzt hatte. Der Schreck war erst einmal groß, als ich auf mein leeres Girokonto geschaut habe … ich habe mich dann wiederum bei finanzen.net zero eingeloggt und das Geld sogleich wieder zurück überwiesen … 😉
Ich vermute nicht, dass da in irgendeiner Weise System dahinter ist. Die wahrscheinliche Erklärung für dieses unglückliche Vorkommnis: ich hatte den exakt gleichen Depotübertrag bereits zwei Wochen vorher schon einmal beauftragt, dabei aber just jene Kreuzchen für die Mitnahme der Verlusttöpfe und des Kontoguthabens übersehen. Daher hatte ich den Übertrag sogleich wieder storniert, was aber nur per E-Mail bzw. Ticket funktioniert – wenn denn in der Kette zwischen mir, finanzen.net zero und der Baader Bank auch wirklich alle wissen, was sie tun. Ich vermute mal, dass die Baader Bank, bei der Neubeauftragung zwei Wochen später den falschen der beiden Depotüberträge bearbeitet hat.
Sei’s drum, die Kommunikation um den Positionstransfer kann ich nur als vorbildlich bezeichnen:
- 9 Werktage nach meiner Beauftragung hatte ich ein PDF-Dokument in meinen Händen, in dem die „Depoteinlieferung“ angezeigt wurde – jede einzelne Position mit Stückzahl, Verwahrart, Lagerstelle und Lagerland.
- Zusätzlich habe ich pro Position eine PDF-Datei bekommen, in der die jeweiligen Anschaffungsdaten ausgewiesen werden. Hier hätte man also die Möglichkeit, bei einem Fehler sofort die Hand zu heben. Besser geht es nicht!
Die Baader Bank hat mittlerweile, so scheint’s, ausreichend Personal, um Depotüberträge schnell und korrekt zu bearbeiten. Mein Fazit somit zu diesem Positionsübertrag von der comdirect zu finanzen.net zero: Gerne wieder!
DEGIRO zu finanzen.net zero (10/2024)
Auslandsbroker zu Inlandsbroker. Sollte man vielleicht eher nicht machen, wegen der von DEGIRO nicht übermittelten Anschaffungskosten …
Die gemachten Erfahrungen sind erst einmal die gleichen wie bereits oben geschildert: wenn man den Depotübertrag nicht von DEGIRO aus anstößt, wird man die immer gleichlautende E-Mail von denen bekommen. Nichts für ungut, dann fülle ich halt wieder das benannte „Wertpapierübertragsformular“ aus. Bei finanzen.net zero habe ich trotzdem wieder den Depotwechsel-Service, wie beschrieben, beansprucht.
Was habe ich doch oben geschrieben: Damit es keine Lagerstellenprobleme gibt, sollten die Börsenplätze bei beiden Depotbanken identisch sein.
Bei diesem Positionsübertrag ging es lediglich um ein Exchange Traded Commodity (ETC) von WisdomTree, welches ich an der Borsa Italiana (Mailand) erworben hatte.
Um mit dem Übertrag fortfahren zu können, wäre lt. DEGIRO ein Lagerstellenwechsel erforderlich. Zitat:
„Wir bitten daher um Bestätigung, da hierfür 25 Euro pro Position berechnet wird.“
Ob sich das lohnt? In diesem Fall habe ich dankend darauf verzichtet. Wenn der Spread (die Handelsspanne), und auch das Gesamtvolumen meiner Position, nicht allzu hoch ist, bietet sich doch eher ein direkter Verkauf bei DEGIRO und anschließender Neukauf beim neuen Broker an.
Satz mit X … mal sehen, wie lange finanzen.net zero diesen Transfer online noch als „Versendet“ aufführen wird.
- Ich (hatte und) habe noch den ein oder anderen Depotübertrag in petto, über den ich in den nächsten Wochen, hier in diesem Blogbeitrag, berichten werde!
Disclaimer
Abschließend noch ein wichtiger Hinweis: ich berichte hier über meine persönlichen Erfahrungen. Schaut man bei seriösen Portalen wie etwa Finanztip, Finanzfluss oder bei der Stiftung Warentest nach Kundenbewertungen, stellt man schnell fest, dass wirklich sehr viel schiefgehen kann. Aber nicht nur bei den Neobrokern, sondern genauso bei den „etablierten“ Anbietern.
Man sollte dies jedoch m.E. nicht überbewerten. Es liegt in der Natur der Sache, dass schlechte Erfahrungen eher weitergegeben werden.
Welche Erfahrungen habt denn IHR bei Euren Depotüberträgen gemacht?
Bild von Ahmad Ardity auf Pixabay