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Fusion von Interactive Brokers Ungarn und Irland: was Du jetzt noch tun musst!

Letzte Aktualisierung: 17.09.2024.

Du bist Kunde von Interactive Brokers (IB)? Also, ich meine, direkter Kunde, und nicht bei einem der Reseller wie CapTrader, LYNX & Co.?
Wenn ja, dann hast Du, wenn Dein Konto bisher in Ungarn beheimatet war (IBCE), im August 2024 die Fusion, oder besser, den Umzug nach Irland (IBIE) miterlebt.
Selbst wenn der Umzug bei Dir dem Anschein nach ohne Probleme über die Bühne gegangen ist, gibt es doch ein paar Dinge, die Du nach dem erfolgten Umzug beachten solltest. Was genau, werde ich Dir nachfolgend erläutern.

Ach, Du hast seit dem 1. August 2024 gar keine Veränderungen bemerkt? Umso besser, immerhin hat IB mit seinen europäischen Niederlassungen ja mittlerweile einiges an Erfahrung mit Umzügen:

  • Anfang 2021 aufgrund des Brexits von UK zu den damaligen IB-Gesellschaften in EU-Europa (Irland – IBIE, Luxemburg – IBLUX oder Ungarn – IBCE).
  • Mitte 2021 wurde dann die Niederlassung in Luxemburg (IBLUX) bereits wieder dicht gemacht.
    Selbst war ich übrigens ebenfalls von dem Umzug betroffen, und, zumindest bei mir, ging er tatsächlich ohne Probleme über die Bühne, bis auf … aber dazu komme ich später!

Zum Hintergrund

Die betroffenen kontinentaleuropäischen Kunden wurden bereits im September 2023 von IB per E-Mail informiert, dass die Accounts im Laufe des Jahres 2024 nach Irland (IBIE) umgezogen werden.

Diese Nachricht war für mich eher eine positive Überraschung, denn seit Orban ist es ja um die Rechtsstaatlichkeit in Ungarn bekanntlich nicht allzu gut bestellt. Ob dies der wahre Grund für diese Entscheidung war – wer weiß das schon?

Offiziell hatte IB selbstredend geschäftspolitische Gründe angegeben:

„IBKR has now made the strategic decision to integrate those two broker-dealers into one entity, regulated in Ireland, while retaining a significant software development and operational services presence there …
This change will allow us to focus on one set of regulatory requirements and offer a consistent product offering throughout Europe while continuing to achieve our goals and provide clients with high quality investment services.“

Ob darüber hinaus auch einzelne Kunden-Accounts der Reseller von Interactive Brokers, wie z.B. BANX, LYNX, FXFlat oder CapTrader betroffen waren, ist mir nicht bekannt.

Neue Konto-ID

Das Look & Feel der Plattform hat sich durch den Umzug offensichtlich nicht geändert, und auch die Authentifizierungs-App kann wie gewohnt einfach weiterbenutzt werden.
Wenn Ihr mal im Client-Portal in den Reporting-Bereich schaut, dürfte Euch allerdings Eure neue Konto-ID aufgefallen sein.
Bei mir ist sie quasi gleich geblieben, beginnt jetzt aber mit einer „15“ statt einer „5“, und ist daher um eine Stelle länger geworden.

Die alte Konto-ID bleibt jedoch, wie man es bereits von früheren Umzügen kennt, für Berichtszwecke weiter bestehen.

Reporting mit alter & neuer Konto-ID

Das Reporting des Brokers für das Berichtsjahr 2024 wird aufgrund der Fusion zweigeteilt sein:

  • Das Reporting vom Jahresanfang 2024 bis zum Migrationstag, und
  • das Reporting vom Migrationstag bis zum Ende des Jahres 2024.

Einnahmen wie etwa Dividenden fließen ggf. auch nach dem Migrationstag noch eine Weile auf das alte Konto.

Falls gewünscht, könnt Ihr auch gemeinsame Berichte für beide Konten erstellen. Unter „Konto/Konten auswählen“ wählt Ihr dann beide Konto-IDs aus, und bei „Multikonto-Format“ entweder „Verkettet“ oder „Konsolidiert“.

Um sicher zu gehen, dass Ihr keine nachträglichen Quellensteuer-Rückzahlungen (Stichwort: ROC – Return Of Capital) überseht, macht es voraussichtlich Sinn, sich spätestens Ende 2024 einen Dividenden-Report für die alte Konto-ID zu ziehen, um alle im Laufe des Jahres 2024 erhaltene Quellensteuer-Rückzahlungen für das vorherige Steuerjahr, 2023, identifizieren zu können. Das Steuer-Reporting für 2024, so auch den offiziellen Dividendenbericht, wird es dann seitens Interactive Brokers vermutlich in zweifacher Ausfertigung, also sowohl für das alte als auch das neue Konto geben…

Hilfe, wo sind meine börsentäglichen Berichte hin?

Als Einkommensinvestor lasse ich mir von IB börsentäglich zwei benutzerdefinierte Berichte zumailen:

  • einmal die eingetrudelten Ausschüttungen samt den aktuellen Devisenkursen
  • einmal die noch offenen Ausschüttungen, soweit sie seitens der Emittenten bereits bekannt gegeben wurden.
    Groß war nun meine Verwunderung über das zwischenzeitliche Ausbleiben dieser Berichte.

Und siehe da, bei der „Zustellung von Kontoauszügen“ („Zustellung von täglichen, benutzerdefinierten Auszügen“) musste ich die zuzusendenden Berichte erneut auswählen.
Falls es dann immer noch nicht funktioniert, muss man ggf. in die Berichtsdefinition gehen und dort bei „Zustellungskonfiguration (Anwendbar für E-Mail und FTP)“ die neue Konto-ID auswählen.

Existieren meine Wertpapier- und Devisenpositionen noch?

Auch wenn IB von einer „Fusion“ von IBCE mit IBIE schreibt, handelt es sich im technischen Sinne eher um einen Umzug, denn „IBCE client accounts will be serviced through IBIE“.
Die auch die technische Plattform im Hintergrund die gleiche ist, wurden, zumindest bei mir alle Bestände samt den zugrundeliegenden Transaktionsdaten korrekt 1:1 eingelesen und angezeigt. Besonders wichtig ist dies natürlich bei den Anschaffungskosten (cost basis).

Meine Devisenpositionen, die ein Saldo ungleich Null aufwiesen (EUR, USD) wurden bei mir am 30. August 2024 die, auf die neue Konto-ID transferiert. Im Client-Portal kann man dies unter „Transaktionsstatus & Verlauf“ selbst nachvollziehen.

Unterschiede zwischen IBCE & IBIE?

Grundsätzlich ist nach dem Umzug zu IBIE für ehemalige IBCE-Kunden alles beim Alten geblieben. Inklusive der ungeliebten MiFID II-Regelung.
Augrund der unterschiedlichen Regeln in Irland und Ungarn zum Schutz von Kundenvermögen gibt es, wie IB auch schreibt, dennoch ein paar Unterschiede:

  • „IBIE clients can trade OTC Spot Metals (Gold and Silver) and OTC Futures on LME Metals.“
  • „IBIE clients can hold 24 currencies, compared to the 10 currencies offered by IBCE. As you can hold all trading currencies in your IBIE account, there is no Auto-FX to your base currency in IBIE.“

Hatte man als Kunde von IBCE aufgrund eines Aktienverkaufs oder einer Dividendenzahlung Cash in einer Währung erhalten, die nicht zu den „erlaubten Einzahlungswährungen“ (EUR, USD, GBP, CHF, DKK, NOK, SEK, HUF, CZK und PLN), so wurde dieser Betrag bisher automatisch (kostenfrei) in die Basiswährung (üblicherweise also in EUR) umgetauscht („auto-FX“).

Bei IBCE wurde ich aufgrund lokaler ungarischer Regularien steuerjährlich mit einem speziellen, zusätzlichen „Common Reporting Standard Report“ belangt. Dieser fällt nun weg.

Interner Guthabentransfer

Eine der Vorzüge des Umzugs ist die Möglichkeit, Währungsbestände zwischen den verschiedenen Entities bei IBIE transferieren zu können. Bei mir z.B. zwischen Interactive Brokers und CapTrader.
Dies funktioniert quasi in Echtzeit. Bis dato, zwischen IBIE und IBCE, war dies nicht möglich.

Achtung: Irischer Quellensteuereinbehalt

Bekanntlich zahlt IB, auf Währungsbestände größer als 10.000,- EUR oder USD, durchaus wettbewerbsfähige Zinsen. Für IBCE erfolgte dies noch im Rahmen des „Programms zur Steigerung der Cash-Rendite“ („Cash Yield Enhancement Program“).

Unter der irischen Jurisdiktion ist hierfür ein ausgefülltes Formular 8-3-6 erforderlich, das Ihr bei IB einreichen müsst. Hierzu solltet Ihr seitens IB auch bereits eine entsprechende Aufforderung zur Abgabe erhalten haben. Sofern kein Antrag vorliegt, werden auf Eure Zinserträge 20 Prozent Quellensteuer an den irischen Staat abgeführt. Weitere Informationen zur irischen Quellensteuer findet Ihr hier.

Um einen Antrag zu stellen, geht Ihr im Client-Portal in den Einstellungen auf „Status des irischen Quellensteuereinbehalts“. Dort sollte „Ausnahme“ stehen. Wenn nicht, klickt Ihr auf „Ausnahmeverfahren einleiten“.
Das ausgefüllte Formular leitet Ihr dann an Euer Wohnsitzfinanzamt weiter – am besten einen Scan, den Ihr über ELSTER online zusendet. Das Finanzamt wird Euch dann nach ein, zwei Wochen das abgestempelte Exemplar auf dem Postwege zurück senden. Dieses scannt Ihr dann wieder ein und ladet es bei IB hoch. Bei mir hat es vier Tage gedauert, bis ich von IB eine Rückmeldung bekommen habe, dass der Antrag bewilligt wurde.

Ach ja, und bitte nicht vergessen: Erhaltene Guthabenzinsen sind im Rahmen der Anlage KAP zu versteuern!

Leidiges Thema Anlegerentschädigung

Leider, leider ändert sich dann aber doch noch ein wichtiger Punkt: Die vieldiskutierte Anlegerentschädigung hatte sich ja bereits 2021 mit dem Umzug weg von IBUK verschlechtert… Jetzt wird sie noch ein bisschen schlechter.

Positiv formuliert: ab sofort gelten die EU-weit üblichen Bedingungen.

Ich zitiere wieder aus den FAQ von IB:

„As investment firms, both IBCE and IBIE are required to keep client funds segregated from their own funds so that if either of them becomes insolvent, client funds will not form part of their property for insolvency purposes and will be returned to their clients …“
„In certain cases, if an investment firm has failed to properly segregate client funds, it may not be possible to return these funds to the client should the firm becomes insolvent. Both Ireland and Hungary have compensation schemes in place to provide certain protections to clients if this happens. A key difference between those schemes is that the maximum amount of protection under the Hungarian scheme is €100,000, while the maximum amount under the Irish scheme is €20,000.“

Der Wechsel vom Hungarian Investor Protection Fund zum irischen Investor Compensation Company DAC (ICCL) bringt also eine weitere Verschlimmbesserung – zumindest in der Theorie. In der Praxis stellt sich natürlich die Frage, was eine Garantie aus Ungarn wirklich wert ist.

Man sollte sich jedenfalls auch klar machen, dass man als Kunde bei anderen Brokern innerhalb der EU bereits jetzt schon der schlechteren EU-Juridikation unterliegt.

Noch kein Depot bei Interactive Brokers?

IB bleibt für mich eine der ersten Adressen in Sachen Auslandsbroker – sofern man bereit ist, die Steuererklärung selbst zu erstellen!
Daran hat auch das Angebot des informativen Steuerberichts für deutsche Steuerzahler bisher nichts geändert.

Ich selbst habe seit 2021 ebenfalls ein Depot bei IB und berichte seitdem darüber.

Mein persönliches Fazit

Tja, würden doch alle Broker-Umzüge so problemfrei verlaufen!
Schade nur, dass das Thema „Anlegerentschädigung“ EU-weit mit 20.000 EUR nicht die Beste ist.

Und jetzt… freue ich mich über Eure Rückmeldungen:
Welche Erfahrungen habt denn IHR mit dem Umzug Eures Accounts von Ungarn nach Irland gemacht?

Bild von tove erbs auf Pixabay

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