Kategorien
2024 Allgemein Finanzdienstleister Investmentfonds Wertpapiere

Warum mich die comdirect als Depotbank (meistens) nervt…

Letzte Aktualisierung: 26.09.2024.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet … das gilt gerade auch bei der Wahl der Depotbank. Bei der comdirect habe ich immerhin schon seit 2018 ein Depot. Man könnte ja meinen, ich hätte mich mittlerweile an die Eigenarten dieses Instituts gewöhnt. Dem ist wohl auch so. Sonst wäre ich ja nicht mehr Kunde. Trotzdem, alles könnte soooo viel einfacher und günstiger sein, wenn man z.B. mit einem Neobroker wie etwa Trade Republic vergleicht. Hier also meine persönliche Mängelliste von A wie „Abrechnung“ bis W wie „Wertpapierkredit“.

Abrechnungs-Wust

Erhalte ich von der comdirect einen Beleg, z.B. zu einer erhaltenen Dividende, so bekomme ich immer zwei Abrechnungen, einmal die

  • „Gutschrift fälliger Wertpapier-Erträge“, und, meist um ein, zwei Tage verzögert,
  • die zugehörige „Steuerliche Behandlung“.

Warum ist es nicht möglich, den Inhalt der beiden Belege in eine gemeinsame PDF-Datei zu packen? Auf einer Seite. Dies wäre doch wesentlich übersichtlicher. So macht(e) es auch das Schwester-Institut in Abwicklung – die onvista bank. So halten es im Übrigen die meisten Depotbanken.

Und ganz nebenbei, warum nicht „sofort“? Gerade bei Verkaufsabrechnungen wartet man gefühlt ewig.

Dass das viel schneller gehen kann, zeigt uns z.B. Trade Republic, wo die Abrechnung meist wenige Minuten nach einem Verkauf vorliegt.

Ich für meinen Teil habe mir angewöhnt, beide Dokumente der comdirect in eine einzige PDF-Datei zu „mergen“.

Da die Benamung der PDF-Dateien (nicht nur) bei der comdirect, sagen wir, eher „unübersichtlich“ ist, verwende ich bei der Namensvergabe eine eigene Logik, z.B.:

  • JPMorgan Global Income Fund A-2024-08-21-Ausschüttung 341,76 EUR

Statt der Wertpapierbezeichnung kann man natürlich auch ISIN, Symbol oder was auch immer wählen. Hauptsache, die Belege sortieren sich via Windows Explorer (oder welchen Datei-Manager Ihr auch immer benutzt) in eine Euch genehme Reihenfolge.

Schlechte Fremdwährungskurse

Ausschüttungen in Fremdwährung werden von den meisten Depotbanken direkt in die Heimatwährung Euro umgetauscht. Der Wechselkurs, der dafür verwendet wird, ist allerdings bei jeder Bank anders. Grundsätzlich gibt es da verschiedenen Modelle: manche Banken schlagen prozentual etwas auf den Interbankenkurs bzw. EZB-Referenzkurs auf, andere eine bestimmte Marge. Und dann kommt es natürlich auch darauf an, wann der Umtausch genau erfolgt. Die Details dazu finden sich meist im Preis- und Leistungsverzeichnis der Bank.

Die comdirect wiederum nutzt für die Umrechnung eigene Kurse der Commerzbank-Mutter. Selbstredend sind diese schlechter als die offiziellen Interbankenkurse.

Mein Bloggerkollege Ben vom Divantis-Blog hat sich das mal für eine größere Zahl deutscher Depotbanken genauer angesehen. Der fairste Broker für US-Dividenden des Jahres 2023 war laut Divantis: …Trade Republic! Auf dem zweiten Platz landete die onvista bank, die derzeit (2024) leider abgewickelt wird – immerhin ja eine Tochter der Commerzbank.

Die comdirect landete auf … Platz 10, mit einem durchschnittlichen Aufschlag von immerhin 0,395% auf den EZB-Referenzkurs.

Klar ist: gerade für die Einkommensinvestoren unter uns kommen da im Jahresverlauf durchaus größere Summen zusammen.

Erhält man jährlich z.B. 25.000,- USD Dividende sind das schon fast 200,- Euro im Jahr.

Falls man einen großen Teil seiner Ausschüttungen in Fremdwährung erhält, sollte man sicherlich über eine Depotbank mit eigenen Fremdwährungskonten nachdenken, wie es in Deutschland z.B. DEGIRO kostenfrei für USD und GBP anbietet. Wenn die Ausschüttungen ohne Umwege wieder reinvestiert werden sollen, erspart man sich so die ständige Wechselei und die damit verbundenen Kosten.

Oder … man geht gleich zu einem „richtigen“ Auslandsbroker wie etwa Interactive Brokers, hält dort mehrere Fremdwährungsbestände in seinem Account und wechselt ganz nach Bedarf selbst in EUR oder andere Währungen um.

Allerdings hat man es da schnell mit steuerlichen Detailfragen zum Thema Fremdwährungsgewinne tun, aber DAS ist ein Thema für sich…

Stiefkind Wertpapierkredit

Mir ist nicht bekannt, wie vielen Kunden die comdirect überhaupt noch einen Wertpapierkredit einräumt. Oder, besser formuliert, welcher Kunde das aktuelle Procedere für einen Kredit mit vergleichsweise hohen Zinsen über sich ergehen lassen will. Über die unschönen Erfahrungen in Sachen Selbstauskunft & Co. hatte ich ja bereits im Oktober 2023 berichtet.

Wenn man denn, trotz aller Widrigkeiten, einen Wertpapierkredit eingeräumt bekommen hat(te), dann gibt es dafür ein separates Verrechnungskonto. Immerhin profitiert(e) man dort von den niedrige(re)n Sollzinsen im Vergleich zum normalen Girokonto. Fortan landeten auch alle Verkaufserlöse dort.

So weit, so gut. Nur, warum landen dann Ausschüttungen und Dividenden weiterhin auf dem normalen Girokonto? Im Ergebnis ist man ständig am hin- und herschieben von Cash-Beträgen und muss sich zu allem Überfluss noch Gedanken um den Valutatermin (die Wertstellung) der Zahlungen machen.

Valuta um zwei Tage verzögert

Liegt einem die „Gutschrift fälliger Wertpapier-Erträge“ vor, ist man geneigt zu glauben, der Ausschüttungsbetrag stünde bereits für weitere Transaktionen zur Verfügung.

Dem ist aber leider nicht so: tatsächlich relevant ist der Termin der Wertstellung (Valuta). Bei Dividenden in Fremdwährung z.B. ist der Valutatermin erst zwei Bankarbeitstage nach dem Zahltag.

So kann man als Bank auch Geld verdienen… diese „Eigenart“ der comdirect hat mich jedenfalls anfangs einmal richtig Geld gekostet.

Apothekenpreise beim Handel

Also bitte, investiere ich z.B. 20.000 Euro in einen deutschen DAX-Titel, kostet mich das bei der comdirect 4,90 EUR Grundentgelt, zzgl. 0,25% des Betrages als variable Orderkosten. In diesem Beispiel also stattliche 54,90 EUR.

Als Sparplankosten verlangt die comdirect regulär 1,5 % des Ordervolumens für ETF-, Aktien- und Zertifikate-Sparpläne (jeweils Stand 09/2024).

Ist das konkurrenzfähig sein? Ich finde: nein!

Depotübertrage: nicht kostenlos, aber schnell!

In Deutschland ansässige Broker dürfen für die Übertragung von Wertpapieren keine Gebühren verlangen. Allerdings darf der Depotanbieter Gebühren von Dritten weitergegeben, also z.B. die Spesen der Verwahrstelle, etwa Clearstram. Die meisten Banken schließen das zwar aus, nicht aber, Ihr ahnt es, die comdirect!

Dafür ist die comdirect, so scheint es, ziemlich schnell bei der Ausführung von Depotüberträgen. Ich habe z.B. gerade meine ETFs zu Trade Republic transferiert:

  • 18.09.2024: Beauftragung über die Homepage der comdirect, quasi halbautomatisiert, da man dabei direkt auf seine Bestandspositionen zugreifen kann (also nicht über die Formulare vor Trade Republic!)
  • 19.09.2024 – 23.09.2024: Belegdaten der comdirect für die Ein-/Ausbuchungsbestätigung
  • 20.09.2024: Belegdatum bei Trade Republic für die Positionsüberträge (interessanterweise ist das Belegdatum hier immer der 20.09., selbst bei Positionen, bei denen die Ein-/Ausbuchungsbestätigung der comdirect ein späteres Datum aufweist …)
  • 25.09.2024: Belastung des Girokontos bei der comdirect mit den angefallenen Spesen der Verwahrstelle

Sooo schnell habe ich das bisher noch nie erlebt…

…offene Frage ist Stand jetzt allerdings noch, ob oder wann der richtige „Buy In“-Preis angezeigt wird. „Buy In“ nennt Trade Republic den durchschnittlichen Einstandskurs inkl. Transaktionsgebühren. Derzeit steht er noch bei allen Positionen bei 0,00 EUR.

Hier ist die comdirect insofern ebenfalls vorbildlich, als dass sich auf den Ein-/Ausbuchungsbestätigungen jeweils die sog. „Taxbox-ID“ befindet. Falls das Empfängerinstitut also partout nicht in der Lage sein sollte, die Ansschaffungskosten einzubuchen, sollte man sie unter Nennung eben selbiger ID’s noch einmal daran erinnern.

(Kein) Ausschüttungskalender

Es soll doch tatsächlich Depotbanken geben, bei denen man ein paar Wochen im Voraus Informationen darüber erhält, welche Ausschüttungen wann in welcher Höhe als nächstes eintrudeln.

Spontan denke ich da z.B. an Anbieter wie DEGIRO oder Interactive Brokers, bzw. deren Reseller wie CapTrader, LYNX & Co.

Als Einkommensinvestor lasse ich mir hierzu z.B. börsentäglich von Interactive Brokers einen Bericht mit den derzeit offenen Ausschüttungen per E-Mail zusenden.

Warum kann das eigentlich die comdirect nicht?

Was sonst noch so nervt…

Warum muss die comdirect denn Girokonto, Tagesgeld und Depot in einem gemeinsamen „Finanzreport“ verhackstücken?

Und warum in alles in der Welt ist es nicht möglich, die Monate exakt so abzubilden, wie sie der Kalender vorgibt? Bei der comdirect reichen die Perioden immer ein, zwei Tage in den jeweils neuen Monat herein.

Welchen Sinn macht es also, dass etwa Mieten und andere typische Zahlungen am Monatsanfang somit noch zum Ende des Berichtszeitraums des Vormats gehören?

Ich fände es jedenfalls besser, wenn es, ganz klassisch, monatliche Konto- und Depotauszüge, völlig separat voneinander, gäbe.

Sonderfall Investmentfonds

Es soll ja Leute geben, die, wie ich, neben ETFs und Aktien auch noch „konventionelle“, also aktiv gemanagte Investmentfonds im Depot haben.

Hier kann ich ausnahmsweise meine positiven Erfahrungen mit der comdirect weitergeben:

Der Schlüssel hierzu liegt in der Einschaltung eines Fondsvermittlers, auch „Fondsdiscounter“ genannt, wie z.B. AVL Finanzvermittlung, FondsSuperMarkt oder, wie bei mir, Rentablo.

Im Ergebnis entfallen für die allermeisten aktiven Fonds beim Kauf die Ausgabeaufschläge. Je nach ausgewähltem Gebührenmodell wird man darüber hinaus an der laufenden Vergütung der Fondsgesellschaft an den Produkt-Anbieter (hier: die Depotbank bzw. der Fondsvermittler) beteiligt. Diese sog. Bestandsprovision (auch „Kickbacks“ oder „Cashbacks“ genannt) werden aus der Management-Gebühr des Fonds bezahlt.

Der maximale Rabatt beim Ausgabeaufschlag sowie die Ausschüttung von Bestandsprovision hängen von der Wahl der Depotbank, dem Vermittler, und dem jeweiligen Fonds ab.

Hier mal ein Rechenexempel auf Basis des Vermittlers Rentablo:

  • Nehmen wir einmal an, ich halte in meinem comdirect Depot 20.000,- EUR des DWS Vermögensbildungsfonds I LD (ISIN: DE0008476524), einem alterwürdigen Vertreter der Gattung „aktiver Investmentfonds“.
  • Über die Kombination comdirect – Rentablo beträgt die jährliche Bestandsprovision, die mir der Vermittler wieder auskehrt, immerhin 0,56 Prozent oder 113,- EUR (Stand: 09/2024).

Vergleiche ich diese Bestandsprovisionen für verschiedene Investmentfonds mit denen anderen Anbieter wie z.B. DAB BNP Paribas, FNZ Bank (vormals ebase), MorgenFund oder FFB (FIL Fondsbank), stelle ich fest, dass die comdirect hier meist die höchsten Cashbacks bietet.

Über die comdirect spart man sich also bei einem Neukauf nicht nur, wie bei vielen anderen Anbietern, den Ausgabeaufschlag. Darüber hinaus erhält man bei der comdirect auch den im Vergleich höchsten Anteil an Management-Gebühren zurück.

Selbst die spezialisierten Fondsplattformen wie FNZ Bank oder FFB können (wollen?) da meist nicht mithalten…

Neukauf aktiv gemanagter Fonds

Ein Tipp noch für den Einmalkauf aktiver Investmentfonds bei der comdirect, also ohne entsprechenden Sparplan:

Hier spart man sich die nicht ganz unerheblichen Ordergebühren, indem man einfach einen entsprechenden Sparplan anlegt, und diesen nach der ersten Ausführung direkt wieder kostenfrei löscht.

Mein persönliches Fazit

Nun ja, realistisch betrachtet gibt es bei den meisten Depotbanken etwas zu meckern, man muss sich dann halt damit arrangieren. Man sollte auch nicht außer Acht lassen, dass man bei der comdirect Hotline immerhin noch jemand aus Fleisch und Blut erreichen kann.

Ich selbst strebe an, bei der comdirect nur meine Bestände an Investmentfonds zu halten. Hier kann ich dank meines Fondsvermittlers zumindest mit großzügigen Cashbacks rechnen.

Alles andere, Aktien, ETFs etc., kommt mir woanders hin… Im Sinne der Risikominderung erhöht das Halten mehrerer Depots sowieso die Sicherheit, wenn es mal mit einem Anbieter Ärger geben sollte…

So, das waren jetzt sicherlich recht individuelle Punkte, die ich hier aufgeführt habe. Habe ich noch etwas vergessen? Wie sind denn Eure Erfahrungen in Sachen comdirect?

Bild von Ulrike Leone auf Pixabay

Abonnieren
Benachrichtige mich
guest
Ihr Name (erforderlich)
Ihre E-Mail (erforderlich). Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Ihre Website (optional)
Ihr Unternehmen (optional)
Zum Kommentieren muss die Datenschutzerklärung akzeptiert werden.
Falls angehakt, wird ein MD5-Hash-Wert deiner E-Mail-Adresse an Gravatar.com übermittelt. Der Hash-Wert wird jedoch nicht veröffentlicht.
5 Kommentare & Antworten
Älteste
Neueste Am häufigsten bewertet
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
5
0
Ich freue mich über Deinen Kommentar!x